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Manche Kinder haben eine heisere, gepresste, raue oder angestrengte Stimme. Manchmal wird diese Stimmveränderung zum Beispiel nach einer längeren Erkältung festgestellt, manchmal tritt die Stimmauffälligkeit zusammen mit hyperaktiver Verhaltensweise, Aggression oder Ängstlichkeit auf. Es gibt diverse Gründe weswegen es zu einer Veränderung oder eingeschränkten Leistungsfähigkeit der Kinderstimme kommen kann.

In diesem Blogbeitrag erfahren Sie wann ein Besuch beim Arzt, eine stimmhygienische Beratung oder eine Stimmtherapie notwendig ist. Es werden stimmhygienische Maßnahmen sowie wichtige Regeln für Kinder mit Stimmstörungen gegeben.

Mädchen mit TrillerpfeifeJunge mit Haslproblemen 

Ab wann spricht man bei Kindern von einer Stimmstörung?

Kinder entwickeln sich – und so entwickelt sich auch die kindliche Stimme.

So wie ein Kind laufen lernt und öfters mal stolpert oder hinfällt, so sind Schwankungen der Stimmqualität auch zu erwarten. Kinder brauchen Zeit bis die Stimme voll ausgereift ist und differenziert eingesetzt werden kann. Auch im Zusammenhang mit häufigen Erkältungen im Kindesalter sind Phasen der Rauigkeit und Heiserkeit nicht besorgniserregend. Sie sollten aber aufmerksam werden wenn stimmliche Auffälligkeiten andauern, d.h. über einen längeren Zeitraum bestehen.

Wann sollten Sie sich beraten lassen?

Also wann sollte ein Stimmproblem medizinisch und/oder logopädisch abgeklärt werden (bzw. wann sollten die Eltern eines Kindes diese ansprechen):

  • wenn Ihnen an der Stimme Ihres Kindes etwas auffällt und Sie sich Sorgen machen
  • wenn die Stimmstörung oder Heiserkeit länger als 2–3 Wochen andauert ohne dass ein akuter Infekt vorliegt
  • wenn ein Kind selber merkt, dass etwas mit der Stimme nicht stimmt
  • oder wenn ein Kind über Missempfindungen im Hals klagt
  • auch ständiges Räuspern oder Husten sollte abgeklärt werden

Was bei der Feststellung einer Stimmproblematik sowie in der Therapie bzw. in der Zusammenarbeit mit Eltern sehr hilfreich ist – und wobei es auch sehr sinnvoll ist wenn Lehrer und Erzieher dabei eingesetzt werden – sind Beobachtungsaufgaben: wann, wie oft, wo und warum wird das auffällige Stimmverhalten beobachtet? Hierbei kann herausgefunden werden, wie stark ausgeprägt eine Stimmeigenschaft in verschiedenen Sprechstituationen ist.

Die Vorteile solcher Beobachtungsbögen:

  • Symptom-Schwankungen werden im Alltag dokumentiert -  in wieweit sind diese personenabhängig, situationsabhängig und zeitabhängig ?
  • der Therapieverlauf kann beobachtet werden
  • die Veränderungen während und nach der Therapie werden dokumentiert.

Nebenbei könnten Eltern und Erzieher*innen sich dieser variierenden Faktoren bewußter werden und könnten in bestimmten Situationen eingreifen bzw. das Kind auf das gewünschte oder ungewünschte Stimmverhalten hinweisen.

Kinder haben den Finger vor dem Mund

Wichtige Regeln für Kinder mit Stimmstörungen

  • nicht schreien - nicht zu Hause, nicht im Kindergarten, nicht in der Schule, nicht im Hort, nicht beim Sport… Sprechen Sie mit Ihrem Kind ab, was gemacht wird, wenn jemand weit entfernt ist – z.B. einfach hingehen, oder warten bis derjenige zurück kommt, pfeifen, winken…
  • nicht flüstern - beim Flüstern werden die Stimmlippen so angespannt, dass eine ganz unnatürliche Bewegung der Stimmbänder entsteht. Wenn dies häufig oder über längere Zeit gemacht wird, können sich die Stimmschwierigkeiten verschlechtern.
  • bei längeren Autofahrten nicht zu viel sprechen, nicht laut singen - lieber für die Kinder etwas zum Lesen oder ein Hörbuch mitnehmen, oder gemeinsam schöne „Unterwegs-Spiele“ spielen.
  • bei Gesprächen Radio oder Fernseher ausmachen (oder wenigstens leise stellen)
  • keine lustigen Stimmen oder Geräusche (nach-) machen - wie z.B. Sesamstraße, Monster, Flugzeuge, Autos etc.
  • nicht räuspern - wenn etwas im Hals stört (oder „etwas auf den Stimmbändern liegt“) besser etwas trinken, oder eine Melodie summen
  • nicht zu laut singen, zu hohe oder tiefe Tonlagen weglassen – beim Singen im Kindergarten oder in der Schule nicht zu laut singen, die schwierigen hohen oder tiefen Töne weglassen (ggf. mit Lehrer*innen/Erzieher*innen besprechen)

Wichtig:

Wiederholen Sie diese Regeln regelmäßig mit den Kindern, besprechen Sie, ob es gelungen ist sich an die Regeln zu halten, bei welchen es schwer gefallen ist und suchen Sie gemeinsam nach Lösungen. 

Prävention von kindlichen Stimmstörungen

Kinder lernen von Vorbildern, deshalb sollten Eltern und Bezugspersonen selbst eine physiologische und spannungsfreie Stimmgebung anstreben. Stimmschonende und -hygienische Maßnahmen können Stimmproblemen vorbeugen, deshalb sollten Eltern darauf achten,

  • dass ihre Kinder ausreichend trinken
  • dass die Raumluft nicht zu trocken ist und Kinder ausreichend Bewegung im Freien haben.
  • Fall Sie das Gefühl haben, zu laut Sprechen zu müssen damit Ihr Kind Sie versteht, sollten Sie beim Arzt das Gehör des Kindes überprüfen lassen, um Hörstörungen als Ursache ausschließen zu können.
  • In der familiären Kommunikation sollten Kommunikationsregeln vereinbart werden, wie z.B. „einander zuhören“ und „ausreden lassen“.
  • Die Stimmstörung sollte als Hilferuf des Kindes ernst genommen, Ursachen ergründet und gemeinsam Lösungen gefunden werden.

Wichtig ist auch, dass Eltern das eigene Verhalten reflektieren und besser nicht ihre lauten, heiseren Kinder ständig ermahnen leiser zu sein (was nach Angaben des deutschen logopädischen Berufsverbandes ca. 80% der Bezugspersonen bei stimmgestörten Kindern tun). Stattdessen sollten Sie sich Zeit nehmen für das Kind, dem Kind in Ruhe zuhören, mit dem Kind z.B. Entspannungsübungen durchführen, zusammen singen und rhythmische oder pantomimische Spiele spielen.

In unserem ersten Blogbeitrag „Stimmhygiene und Stimmbildung“ finden Sie zusätzlich körperliche- und stimmliche Lockerungsübungen die ebenfalls mit Kindern durchgeführt werden können.

Wenn Sie Fragen haben oder kurz über Ihre Sorgen bzgl. kindlicher Stimmstörungen reden möchten, können Sie unser Logopädie-Team gern an.